Edelweißpiratenfestival 2018 in Köln

Plakat Edelweißpiratenfestival 2018

Am Sonntag, den 08.07.2018 findet ab 14:30 im Friedenspark in Köln wieder das Edelweißpiratenfestival statt, ein lebendiges Denkmal zu Ehren der unangepassten Jugend während der NS-
Diktatur, mit zirka 25 Bands auf fünf Parkbühnen – Ausstellungen, Infoständne, Zeitzeugencafé und Rahmenprogramm.

Jahresthema 2018 »Weitersagen!«

Hier die auserwählten Bands für 2018:
Tippaman’s Caribbean Express + Schlagsaite + Chanson
Trottoir + Tremenda & Matto + Retrogott + M.I.X. +
Jörg Schnabel + Vibes Builder + Kol Colé + Starchild +
Melchi VE + Stefan Kuntz + Marion & Sobo Band +
Margaux und die Banditen + Xumo Nunjo + Klaus
der Geiger & Freunde + Kunstfehler + Plauder & Co +
Singender Holunder + GlitterGetöse + Mirvana in the
Groove Kitchen + Bug Spencer Brass Band + Riosenti +
Kalle Kuhl …

Die Edelweißpiraten – Entstehung und Geschichte

zitiert aus: https://www.klapperfeld.de/ausstellung/zeitzeuge-wolfgang-breckheimer/edelweisspiraten.html

ie Edelweißpiraten entstanden in den Jahren 1938/39, nachdem die Bündische Jugend verboten worden war und die Verordnung der »Jugenddienstpflicht« vom 25.2.1939 die Jugendlichen endgültig in die Hitlerjugend oder den Bund deutscher Mädels gezwungen hatte. Mitglieder der Edelweißpiraten waren überwiegend junge Arbeiter aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet. Ihr Erkennungszeichen war ein Edelweiß unter dem linken Rockaufschlag oder eine edelweißfarbene Stecknadel.

Es wird geschätzt, dass die Edelweißpiraten mehrere tausend Anhänger, im Alter zwischen 14 und 17 Jahren hatten. Anfänglich war die Bezeichnung »Edelweißpiraten« eine Provokation für oppositionelle Jugendliche, die dann erst Mitte des Zweiten Weltkrieges von den Widerständigen selbst übernommen wurde. Der Widerstand der Edelweißpiraten gegen das NS-Regime äußerte sich in der Anfangsphase in der Durchführung verbotener Fahrten und Zeltlager. Das freie Fahrtenwesen der »Wandervogelbewegung“ war von der HJ-Führung verboten worden. Stattdessen wurden HJ-Fahrten und -Lager eingeführt. Hier war der Tagesablauf mit militärischer Disziplin geregelt, es dominierten ideologische Schulungen und paramilitärische Übungen.

Auf den Fahrten der Edelweißpiraten traf man sich mit anderen Gruppen, zeltete zusammen und sang verbotene, bündische Lieder. Es wurden erst überwiegend Lieder aus der Bündischen Jugend übernommen, manche von ihnen dichteten diese, oder Lieder der verfeindeten HJ in ironischer Weise um und gaben ihnen Politisches und Freiheitswünsche zum Inhalt. Besonders bei den Edelweißpiraten schlossen sich auch viele Mädchen an, die sich nicht in die »Frau und Mutterrolle« der Nationalsozialisten drängen lassen wollten. Am 1. Juni 1938 wurden neue Richtlinien für den HJ-Streifendienst erlassen, welche die HJ zum »Einschreiten« auf »offener Straße« und in »geschlossenen Räumen« ermächtigte. Die Konflikte mit dem HJ-Streifendienst wurden immer unumgänglicher.

Ein anderes Widerstandsmittel war das Verteilen von Flugblättern und das an die Wände malen von antifaschistischen Parolen und Informationen aus der abgehörten »Feindesberichterstattung«. Wenn die Straßen während der Fliegerbombenangriffe beinahe menschenleer waren, beschrieben die Edelweißpiraten Züge, Hauswände und Strassen, mit der Hilfe von Farbresten oder Schulkreide mit Parolen wie: »Nieder mit Hitler«, »das OKW lügt«, »Orden und Ehrenzeichen für das große Morden«, »Nieder mit der Nazi Bestie« und »Naziköpfe rollen nach dem Krieg«.

Die Jugendlichen hörten auch feindliche Radiosender ab und verbreiteten die Nachrichten möglichst weitläufig. Das Hören von Feindsendern und die Verbreitung dieser Informationen war eine lebensgefährliche Sache. Das NS-Regime verstärkte seine Kontroll- und Repressionsmaßnahmen, besonders als sich der Kriegsverlauf verschlechterte.

Anfangs wurde versucht, die oppositionellen Jugendgruppen wieder in das System einzugliedern. Trotzdem waren die Jugendlichen längst zu Staatsfeinden und Hochverrätern erklärt worden. Da es im Reichsstrafgesetzbuch keine Strafbestimmungen für jugendliche Cliquenbildung gab, wurden allgemeine Strafbestimmungen herangezogen, um sie auf die Jugendlichen anzuwenden. Dieses wurde in den so genannten »Richtlinien zur Bekämpfung jugendlicher Cliquen«, am 25.10.1944 von Eric Kaltenbrunner (prominenter NS-Jurist) festgelegt.

Schon vor diesem Richtlinienerlass bestimmte die staatliche Repression den Widerstandsalltag. Eine Leerstelle zu bekommen oder die Schule zu besuchen war beinahe unmöglich. Die Repressionsmaßnahmen begannen nicht nur bei Spitzeltum, Denunziation und Gestapoterror.

Das NS-Regime bestrafte die oppositionellen Jugendlichen mit Fürsorgeerziehung, Gefängnis, Jugend-KZ und schreckte auch vor der Todesstrafe nicht zurück. Bereits 1940 wurde das Jugend-KZ Moringen eingerichtet. Hier wurden »unangepasste« Jugendliche dauerinhaftiert. Viele Edelweißpiraten gehörten zu den ca. 1000 Häftlingen.

Ein Großteil der Gruppenmitglieder kannte sich nur mit dem Spitz- oder dem Vornamen, was auch ein Schutz bei Folter-Verhören war. 1943 entschlossen sich einige Mitglieder der Edelweißpiraten, in die Illegalität zu gehen und Kontakt zur politischen Opposition aufzunehmen, wie zum Beispiel die wohl bekannteste Edelweißpiraten Gruppierung aus dem Kölner Arbeiterstadtteil Ehrenfeld, die so genannte »Ehrenfelder Gruppe«.

Diese Gruppe bestand aus geflohenen Zwangsarbeitern, Russen, Juden, Deserteuren und Jugendlichen die seit August 1944 im Stadtteil Köln-Ehrenfeld durch Antifaschistische Aktionen in Erscheinung traten. Die Gruppen waren oftmals ortsbezogen und unabhängig von einander organisiert. Spätestens durch die Kriegswirren und die Entscheidung für den Widerstand waren die Gruppenmitglieder einander auch Familienbezug und -ersatz im Untergrund geworden.

Wie viele der Edelweißpiraten ermordet worden sind, ist nur grob in Zahlen zu fassen. Große Teile von ihnen waren gegen Ende des Krieges in Gefängnissen und Lagern interniert. Die Edelweißpiraten an Rhein und Ruhr existierten noch bis etwa 1947 weiter.

Seit den 1980er Jahren veröffentlichten einige Edelweißpiraten biografische Texte, die eine unverzichtbare und wertvolle Grundlage für die geschichtliche Aufarbeitung darstellen und ihren maßgeblichen Beitrag im Kampf gegen den Geschichtrevisionismus leisten.

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