What can you makh, s’iz Amerike!

Nach Amerika zu kommen, hab ich keine Mühe gescheut, Rebbe wollt ich werden, einen Bart mir stehen lassen. Zwei schöne Schläfenlocken hab ich gehabt, wie jeder fromme Jude – am Ende hab ich weder Bart noch Schläfenlocken….

Wie mag sich ein Jude der 20er Jahre gefühlt haben, der sein Leben lang in der engen jüdischen Tradition in einem russischen Dorf verbracht hat, und sich jetzt plötzlich in den Straßen von Brooklyn wiederfindet? Vielleicht so ähnlich,wie der Bauer aus Anatolien in der Straßen von Köln-Mülheim oder Duisburg-Marxloh in der 60ern.

Wobei es von den Juden hieß, sie seien sehr anpassungsfähig gewesen, hätten eine besondere Begabung gezeigt, sich auf das Neue einzulassen und sich zu integrieren, und trotzdem das Alte und die Tradition zu bewahren.

What can you makh, s’iz Amerike behandelt diesen Konflikt mit einem Schulterzucken, und auch mit einem leichtem Augenzwinkern. In der ersten Strophe geht es um die Widrigkeit, traditionelle Haar- und Barttracht (peyes sind die Schläfenlocken) mit modernem amerikanischen Stadtleben zu vereinen, in der zweiten geht es um die Reihenfolge von Hochzeit (khasene) und Kinderkriegen, und dass das in Amerika auch ein bisschen durcheinander geht.

Das Lied hat auch ein paar schöne Beispiele für Yinglish, die Vermischung englischer und jiddischer Sprache, v.a. natürlich im Titel, aber z.B. auch:

  • Yurop für  Eyropa,
  • do zukht men tsu saven expenses: da versucht man Ausgaben zu sparen
  • und am Schluss: dets ol!

Aaron Lebedeff (1873 – 1960) war ein Star des Jiddischen Theater in Amerika. Diese Aufnahme ist von 1925.

Keyn Amerike tzu kumen, hob ikh keyn mi geshport,
kh’hob gedenkt a rov tzu vern un farlosn zikh a bord.
Kh’hob gehat tzvey sheyne peyes, vi yeder frumer yid
Tzum sof onshtot a bord hob ikh di peyes oykhet nit.

Vet ir mir fregn: S’taytsh? Vi ken dos zayn?
Der terets derfun iz, libe fraynt mayn‘:
Vot ken you makh? Es iz Amerike!
Do in land do putzt men zikh azoy.
Vot ken you makh? Es iz Amerike!
Afile der yid hot dem ponim mitn goy.

Az fun peyes do zet men bay keynem nit keyn shpor,
Do trogn zikh di peyelech ale meydlekh gor.
Vot ken you mach? Es iz Amerike,
S’iz Amerike, un vot ken you makh?

Az do in Amerike iz altzding farkert,
Di mener – zey sheyvn zikh, un bay di vayber shprotzn berd.
Vot ken you mach? Es iz Amerike!
Oy, Amerike, un bol’she nye tchevo!

In Yurop makht men khasene yunge meydlekh gor,
Un nakher hobn zey kinder, vi es firt zikh punkt tzum yor,
In Amerike iz gor andersh, me nemt zikh zayt on shir
Me hot khassene do shpeter, nor di kinder hot men frier

Vet ir mir fregn: S’taytsh? Vi ken dos zayn?
Der terets derfun iz, libe fraynt mayn‘:
Vot ken you mach? Es iz Amerike.
Do ken pasirn altz, zog ikh aykh [akh],
Vot ken you mach? Es iz Amerike,
Az do aylt men zikh dokh mit a yeder zakh.

Do zukht men tzu seyvn ekspenses af gevis,
Derfar makht men di khassene tzuzamen mitn bris!
Vot ken you mach? Es iz Amerike!
S’iz Amerike un vot ken you mach!

Az khosn-kale fun der khupe aheym nor me geyt
Iz shoyn dortn a vigele mit a kind oykh ongegreyt!
Vot ken you makh? Es iz Amerike!
Oy, s’iz Amerike aleyn un ‚dets ol‘

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