Gemeinsam in Trauer, gemeinsam für den Frieden

Dieser Blog ist unpolitisch und soll es auch bleiben. Aber vielleicht geht es nicht immer ganz ohne.

Als Musiker, der jüdische Musik spielt, kann man nicht immer unbeteiligt bleiben. Man erfährt Kritik und Anschuldigungen, es ist ein seltsames und befremdliches Gefühl, Konzerte unter Polizeischutz zu spielen, v.a. aber erfahre ich im Bekannten-, Freundes- und Kollegenkreis diese einseitigen und unversöhnlichen Positionen, diesen Hass, der nur sich selber sieht und die Gegenseite komplett ausschließt. Schwarz oder Weiß ohne eine Spur von Grau.

Den folgenden Instagram-Post von Palestinians and Jews for Peace möchte ich jetzt, ein paar Tage nach dem 7. Oktober und wo sich ein Hoffnungsschimmer abzeichnet, ohne einen weiteren Kommentar mit euch teilen.

Palestinians and Jews for Peace wurde nur wenige Tage nach dem Massaker vom 7. Oktober gegründet – einem Tag unermesslichen Schreckens, unvorstellbarer Trauer und tiefen Verlusts. Wir waren erschüttert, gebrochen, verängstigt und wütend. Verzweifelt darüber, wie schnell die Welt begann, Seiten zu wählen, Verbrechen zu rechtfertigen und unsere gemeinsame Menschlichkeit zu vergessen.  

Wir waren verzweifelt. Wir mussten trauern – nicht allein, sondern gemeinsam. Uns gegenseitig daran erinnern, dass Mitgefühl kein Verrat ist, dass das Trauern um jedes Leben keine Schwäche bedeutet und dass Solidarität das einzige Gegenmittel gegen Hass ist. 

Seitdem sind zwei Jahre vergangen.  Wir erinnern uns an jedes Leben, das an diesem Tag geraubt wurde, und an die zahllosen Leben, die seither genommen wurden. Was als Tragödie begann, ist zu einer andauernden Katastrophe geworden – zu einem Krieg, der in Gaza zum Völkermord geworden ist, zu einem Albtraum, der weiterhin Familien, Zukunft und die Hoffnung selbst zerstört.

Wir sind alle erschöpft – körperlich, seelisch und geistig. Palästinenser:innen und Israelis leben in Angst, Trauer und Verzweiflung. Die Familien der Geiseln warten weiterhin in quälender Ungewissheit. In Gaza sind Generationen unter den Trümmern begraben. Im Westjordanland leben Menschen unter wachsender Besatzung und täglicher Gewalt. 

Überall sehen wir den Aufstieg von Rassismus, Entmenschlichung und Antisemitismus. Und in der Diaspora tragen Palästinenser:innen und Jüd:innen dieselbe schwere Stille – die Stille von Menschen, die schon zu lange geweint haben, die Angst vor Hoffnung haben und die von einer Welt zerrissen werden, die immer wieder den Krieg über das Mitgefühl stellt. 

Wir hatten bis heute weder die Zeit noch den Frieden, um wirklich zu trauern. Jeden Tag bringt die Nachricht ein neues Verbrechen, ein weiteres verlorenes Leben. Palästinenser:innen und Israelis wird der grundlegendste menschliche Akt verweigert – anzuhalten, zu atmen, zu trauern, zu heilen. 

Es reicht.  

Die von der Hamas am 7.10. verübten Gräueltaten waren ein Massaker – kein Akt des Widerstands. Dies als Widerstand zu bezeichnen oder den Horror dieses Tages zu verherrlichen, ist nicht pro-palästinensisch; es ist anti-palästinensisch. Es entmenschlicht beide Völker und verrät den Kampf um wahre Befreiung. 

Ebenso war die Reaktion der israelischen Regierung auf den 7.10. nichts anderes als kollektive Bestrafung – eine Kampagne der Zerstörung und des Todes, die Zivilisten ins Visier genommen und Gaza seines Lebens beraubt hat. Es war niemals Selbstverteidigung. Dies als Selbstverteidigung zu bezeichnen und Kriegsverbrechen zu rechtfertigen, ist keine Solidarität mit Israelis. Es ist Mitschuld an ihrem Leid – und am Leid von Millionen Palästinensern. 

Genug vom Töten. Genug vom Hass. Genug von der Lüge, dass Sicherheit auf dem Leid anderer aufgebaut werden könne. Genug davon, eine Trauer gegen die andere auszuspielen. 

Jedes menschliche Leben zählt – gleichwertig, vollständig, ohne Ausnahme.

Möge das Andenken an jedes Opfer, israelisch wie palästinensisch, uns dazu bewegen, diesen Kreislauf des Grauens zu beenden und die Welt aufzubauen, die ihnen allen verwehrt blieb – eine Welt, in der Freiheit und Sicherheit allen gehören.

https://www.instagram.com/p/DPgdKQNCNc3

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