Dovid Katz: Dialekte des Jiddischen

Dovid Katz ist Professor für Linguistik und ein Spezialist für die jiddische Sprache. Er ist gebürtiger US-Amerikaner, schloss sein Studium an der Columbia University in New York ab, promovierte über die Ursprünge des Jiddischen an der Universität London und ging 1999 nach Litauen, wo er das Jiddische Institut an der Universität Vilnius gründete. Als politischer Aktivist wendet er sich entschieden gegen die aktuelle Relativierung und Verharmlosung der Rolle, die die baltischen Staaten im Holocaust spielten.

Seine Webseite ist gestopft voll mit Büchern und auch Online-Ressourcen zur jiddischen Sprache.

Das Kadimah Jewish Cultural Center ist ein jüdischen Kulturzentrum im Staat Victoria in Australien. Bisher hat es zwei Online-Vorträge mit Dovid Katz veröffentlich: The Past, Present and Future of Yiddish im Juli, What Are the Dialects of Yiddish im August 2021.

West- und Ost-Jiddisch

Zunächst muss man zwischen West- und Ost-Jiddisch unterscheiden. Während das erste so gut wie ausgestorben ist, ist das zweite das, was wir heute im Allgemeinen als Jiddisch bezeichnen: die Sprache der Juden Osteuropas, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hatte und bis zum Holocaust die Sprache von ca. 10 Millionen Menschen war.

Litvish un galitsyanish

Natürlich gibt es bei einer Sprache, die vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer gesprochen wurde, und die sich später über die ganze Welt verbreitet hat, viele Dialekte. Aber ganz grob kann man zwischen zweien unterscheiden: Litvish (Litauisch) im Norden und Galitsyanish (Galizisch) im Süden. Wobei Litvish dem heute offiziell gelehrten „Klal-Yiddish“ (Standard-Jiddisch) ziemlich nahe kommt, während Galitsyanish, die Sprache des Chassidismus, sich am meisten in der Diaspora gehalten hat, da v.a. in chassischen Kreisen heute noch Jiddisch als Umgangssprache gesprochen wird. Es ist die Sprache, in der die bekanntesten Schriftsteller geschrieben haben, und die Sprache, die wir in alten jiddisch-amerikanischen Filmen und Shows hören.

Prof. Katz wirft hier die Frage auf, ob es eigentlich berechtigt ist, dass mit dem Standard-Jiddisch ein Dialekt gelehrt wird, der kaum noch im täglichen Leben gesprochen wird, während der größte Teil der ca. 1 Million Jiddisch-Sprecher heute Galitsyanish sprechen.

Eine wenig Zeit und innere Ruhe :-) muss man schon mitbringen, um diesem Vortrag zu folgen, aber es lohnt sich.

 


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